Take Off Sound

TAKE OF SOUND

audiovisual motion tracking performance

Die Kooperation erforscht die Entstehung von Sound durch Bewegungen - und umgekehrt - die Lenkung von Bewegungen durch interaktiven Sound. Tomoko Nakasato wird zum “menschlichen Mischpult” (Thaemlitz): Ihr digitales Abbild sendet mit 45 Punkten Veränderungsdaten an generative Synths, Drum-Trigger, Effektketten, Geräusche und Spatializer und interpretiert live die musikalischen Fragmente SchneiderTM und Jakob Gruhl.

 

Credits

Tomoko Nakasato - Choreografie und Aufführung
Jakob Gruhl - Komposition und Tonbearbeitung
Stephan Kloß - Software-Entwicklung

Mit Musik von schneiderTM
Gefördert durch den Musikfonds e.V.
Mit freundlicher Unterstützung des ZiMMT e.V.

Eine Produktion von Ectoplastic, 2023

Seit den 1980er Jahren und dem Durchbruch elektronischer Musik existiert eine Diskrepanz zwischen der Klangerzeugung elektronischer Musik und der Geste, wie sie dem Spielen eines Instruments innewohnt. So stellen DJs und spektakuläre Shows die Live-Performance elektronischer Musik per se infrage. Konterkariert wird diese Entwicklung zudem von “kinetischem Mickey Mousing”, wie Stefanie Alisch Air-DJs und Luftgitarrenspieler:innen benennt.

Authentisch dagegen sind Phänomene wie Kuduro, welche Musik eine zusätzliche Dynamik und Anschaulichkeit verleihen - sowie eine neue Reichweite durch millionenfache Reproduktion von Signature Moves und Styles in sozialen Netzwerken, welche Songs aus dem musikalischen Mittelmaß zu viralen Hits machen. Zurecht spekuliert Stefanie Alisch in “Musik sehen” über ein “kinetisches Primat” von Tanz im Zusammenhang mit der visuellen Rezeption elektronischer Musik.

Im Gegensatz dazu legen z.B. Live Coder:innen seit den 2000er Jahren ihre Werke visuell offen und schaffen absolute Transparenz, wenn auch nur für wenige nachvollziehbar. Bereits 1997 konstatiert Terre Thaemlitz (neu erschienen in “Musik sehen”, 2021) in Bezug auf zeitgenössische Ambient Performances einen Trend zu installativen Medien, in welchen “Menschen in ihre eigenen Mischpulte verwandelt werden”. Während sich Thaemlitz auf die Begehung von Klangräumen bezieht, scheint aus heutiger Perspektive die Technologie von Bewegungssteuerung evident.

Einen Zwischenweg gehen Tomoko Nakasato, das Multimedia-Studio Ectoplastic (Jakob Gruhl & Stephan Kloß): Tanz und Performance werden zum Interpretationsmedium musikalischer Kompositionen und im Auge der Rezipient:innen gewissermaßen zu deren Sonifikation.

Die geschaffenen Formationen gehen über Raum und Körper hinaus, musikalisch durch 3D Audio, visuell durch Geometrien. Die Figur wird zur Verlängerung der körperlichen Gegenwart, sie wird zum Instrument und aktivem Erinnerungsobjekt. Dieses Spielfeld an Sinnesreizen ruft eine aktive Rezeption der Zuschauer:innen hervor, die der Momenthaftigkeit der Performance ein bleibendes Momentum eröffnen kann.

Zur Person: Tomoko Nakasato

Tomoko Nakasato, aus Hokkaido, Japan, begann in den 90er Jahren als Hip-Hop Streetdancer und kombiniert diese Erfahrung mit Techniken des zeitgenössischen Tanzes, Ballett, Klangkunst sowie Physiotherapie. Sie lebt und arbeitet seit 2008 in Berlin. Von 2011 bis heute arbeitete sie international mit Leuten wie Ilpo Väisänen (Pan sonic, die Angel), Dirk Dresselhaus (Schneider TM, die Angel), Jochen Arbeit (Einstürzende Neubauten), Damo Suzuki (Ex-Can), Takako Suzuki, Takehito Koganezawa und Frank Bretschneider (Raster-Noton) zusammen.